Versagensangst ist ein leises, aber hartnäckiges Phänomen. Sie schleicht sich ein in Form von Aufschieberitis, Perfektionismus oder ständiger Selbstoptimierung – und wird dabei oft verkannt. Gerade kreative, sensible Unternehmerinnen sind besonders betroffen: Sie denken tief, fühlen intensiv – und genau das macht sie so innovativ. Doch ausgerechnet diese Stärke wird zur Stolperfalle, wenn die Angst vor dem Scheitern übermächtig wird.
Du hast Ideen. Große. Zarte. Komplexe. Und du spürst, dass du sie umsetzen willst – irgendwann. Doch statt den ersten Schritt zu gehen, bleibst du stehen. Wartest. Zögerst. Versagensangst. Beobachtest andere, die scheinbar mühelos sichtbar sind. Und du fragst dich:
„Was, wenn ich scheitere?“
„Was, wenn niemand versteht, was ich zeigen will?“
„Was, wenn ich einfach nicht genug bin?“
Diese Fragen stellen sich viele Unternehmerinnen. Nicht, weil sie nicht fähig wären. Sondern weil sie tief drinnen gelernt haben: Fehler sind gefährlich. Wer sichtbar wird, macht sich angreifbar. Wer Neues wagt, riskiert Ablehnung.
Doch genau dieses Sicherheitsdenken wird zur Innovationsbremse – und blockiert die Veränderung, nach der du dich sehnst.
Was hinter Versagensangst wirklich steckt
Versagensangst ist keine Schwäche. Sie ist eine Schutzreaktion. Studien wie jene von Cacciotti et al. (2016) zeigen, dass Angst vor dem Scheitern nicht selten ist – besonders unter Menschen, die mit ihren Projekten etwas Persönliches ausdrücken wollen.
Neuropsychologisch betrachtet, reagiert unser Gehirn auf mögliche Misserfolge wie auf reale Bedrohungen: Die Amygdala feuert Alarm, der Körper geht in den Stressmodus. Ergebnis: Flucht, Kampf – oder Erstarrung.
Im Businessalltag zeigt sich das oft subtil:
- Du perfektionierst, statt zu launchen.
- Du senkst deine Preise, obwohl dein Angebot hochwertig ist.
- Du wartest auf den „richtigen Moment“, statt ins Tun zu kommen.
- Du hältst dich zurück – obwohl du weißt, was du zu sagen hättest.
Nicht, weil du zu wenig wüsstest. Sondern weil dein System dich schützen will. Vor Enttäuschung. Vor Zurückweisung. Vor dem Gefühl, nicht zu genügen.
Wenn Business zur Bühne deiner Prägungen wird
Gerade bei Frauen wirkt Versagensangst oft verdeckt. Sie tarnt sich als Bescheidenheit. Als „Ich will nicht aufdringlich wirken“. Als „Ich bin noch nicht so weit“. Dahinter steckt oft tief eingeprägte Glaubenssätze:
- Sei brav.
- Stör nicht.
- Mach’s richtig.
- Fall nicht auf.
Diese Muster wirken weiter – auch wenn du längst erwachsen, gebildet und beruflich erfolgreich bist. Clance & Imes (1978) nannten das Impostor Experience: Hochqualifizierte Menschen – besonders Frauen – zweifeln trotz messbarer Erfolge an ihrer Kompetenz. Die Folge: Selbstsabotage.
Hier hilft es, tiefer zu schauen: Wer bist du in deinem Business wirklich – und wofür willst du stehen? In meinem Beitrag „Wie du deine Künstleridentität neu entdeckst“ erfährst du, wie du dich von alten Rollenbildern lösen und deine kreative Essenz neu definieren kannst.
Warum Kunst heilsamer ist als Perfektion
In der Kunst gelten andere Regeln. Hier ist Scheitern Teil des Prozesses. Kein Maler, keine Collage entsteht fehlerfrei. Und genau deshalb ist künstlerische Praxis ein heilsames Gegenmodell zu unternehmerischem Perfektionismus.
Die kreative Arbeit erlaubt dir:
- Fehler zu machen, ohne zu scheitern.
- Intuition vor Strategie zu stellen.
- dich selbst zu erleben, statt dich zu kontrollieren.
Kunst verurteilt nicht – sie spiegelt. Und genau deshalb eignet sie sich als Mittel zur Selbstführung. Nicht als Deko. Sondern als Ressource für inneres Wachstum.
Drei kreative Wege aus der Angst
Wenn du beginnst, dein inneres Erleben künstlerisch zu erforschen, entsteht ein Raum der Sicherheit. Kein Pitch, kein Vergleich, kein Algorithmus – nur du und dein Ausdruck.
Hier sind drei kraftvolle Übungen, mit denen du deine Versagensangst kreativ transformieren kannst:
1. Sichtbarkeitscollage
Schnapp dir Zeitschriften, Schere, Papier. Und beantworte visuell die Frage:
„Wie sieht meine mutigste Version aus?“
Klebe Bilder, Farben, Worte, die dich ansprechen. Ohne Plan. Ohne Anspruch. Lass dich überraschen.
Diese Collage wird zum Spiegelbild deiner Vision – jenseits des Verstands.
2. Die „Was-wäre-wenn“-Liste
Statt die Worst-Case-Szenarien in dir kreisen zu lassen, schreib sie auf. Und dann beantworte kreativ:
Was wäre, wenn ich genau deshalb gemocht werde?
Was wäre, wenn Scheitern ein Geschenk ist?
Was wäre, wenn alles leichter sein darf?
Male Symbole daneben. Mach’s bunt. Verspielt. Unlogisch. Und spür, wie sich deine Perspektive verschiebt.
3. Muttagebuch
Führe für eine Woche ein kreatives Muttagebuch. Notiere jeden Tag:
- Was habe ich mich heute getraut?
- Wo war ich ehrlich?
- Was habe ich nicht getan – aus Angst?
Ergänze kleine Zeichnungen, Farbfelder, Collagen-Stücke. Deine kreative Handschrift macht Mut sichtbar – nicht nur im Kopf, sondern in der Hand.
Fazit: Innovation braucht Sicherheit – nicht Selbstoptimierung
Amy Edmondson nennt es psychological safety: den Zustand, in dem Neues entstehen darf, ohne Angst vor Abwertung.
Diese Sicherheit beginnt nicht mit einem Businessplan – sie beginnt dort, wo du dir selbst erlaubst, unfertig, mutig und kreativ zu sein. Versagensangst ist nicht dein Feind – sie ist ein Hinweis. Auf das was dir wirklich wichtig ist.
Für das, was dir wirklich wichtig ist.
Auf den Teil in dir, der gestalten will. Der gesehen werden will.
Du möchtest tiefer eintauchen in die Frage, wie du authentisch sichtbar wirst – ohne dich zu verbiegen? Dann empfehle ich dir meinen Beitrag zum Thema Brand Personality entwickeln. Hier erfährst du, wie du dein Innerstes nach außen tragen kannst, stimmig, mutig und ganz ohne Maske.
Nimm diesen Artikel als Einladung:
Starte heute mit einer kreativen oder spirituellen Tätigkeit – ganz intuitiv.
Komm ins Tun. Spür danach in die Situation hinein. In dich.
Was hat sich verändert? Was hat sich gezeigt?
Überlege dir dann:
Was davon möchtest du sichtbar machen – und was darf ganz bei dir bleiben?
Wähle einen kleinen Ausschnitt. Etwas Echtes. Und beginne, es nach außen zu tragen.
Denn echte Sichtbarkeit beginnt nicht im Perfektionismus.
Sondern in der Bereitschaft, dich zu zeigen – genau so, wie du heute bist.
Was ist Versagensangst im Business?
Versagensangst im Business äußert sich oft subtil, beispielsweise durch Perfektionismus, Aufschieberitis oder übermäßige Selbstoptimierung. Sie entsteht, weil unser Gehirn mögliche Misserfolge als echte Bedrohungen wahrnimmt und dadurch eine Schutzreaktion wie Flucht, Kampf oder Erstarrung auslöst.
Warum blockiert Versagensangst meine Innovationen?
Versagensangst führt dazu, dass du deine Ideen nicht umsetzt, sondern auf den perfekten Moment wartest oder dich zurückhältst, um Enttäuschungen oder Zurückweisung zu vermeiden. Diese Angst bremst deine Innovationskraft, weil du nicht ins Handeln kommst.
Welche versteckten Ursachen stecken hinter Versagensangst?
Häufig liegen hinter Versagensangst tief verankerte Glaubenssätze, wie „Sei brav“, „Stör nicht“ oder „Fall nicht auf“. Besonders Frauen erleben oft das Impostor-Syndrom und zweifeln trotz realer Erfolge an ihren Fähigkeiten, was zur Selbstsabotage führen kann.
Wie hilft Kunst gegen Versagensangst?
Kunst bietet einen sicheren Raum, in dem Fehler Teil des Prozesses sind. Kreative Praxis erlaubt dir, intuitiv zu handeln und dich selbst ohne Kontrolle oder Perfektionsanspruch zu erleben. Dadurch wird Kunst zu einem heilsamen Gegenmodell zur Angst vor dem Scheitern.
Welche kreativen Übungen helfen bei Versagensangst?
Drei wirksame Übungen sind die Sichtbarkeitscollage, bei der du intuitiv deine Vision visuell ausdrückst; die „Was-wäre-wenn“-Liste, die deine Perspektive spielerisch verändert; und das Muttagebuch, in dem du täglich mutige Schritte und kreative Erfahrungen festhältst, um deine Ängste bewusst zu reflektieren und zu transformieren.