Du liebst es, kreativ zu sein – mit Pinsel, Stift oder Kamera – doch manchmal fragst du dich insgeheim: Habe ich überhaupt eine eigene künstlerische Stimme? Vielleicht bewunderst du die klar wiedererkennbare Handschrift anderer Künstler:innen, während du dich in deinem Ausdruck unsicher fühlst. Diese Unsicherheit über die eigene künstlerische Stimme, ständige Selbstzweifel und das Gefühl einer diffusen kreativen Richtung kennen viele von uns nur zu gut. Die gute Nachricht: Deine künstlerische Stimme ist da – sie wartet nur darauf, (wieder)entdeckt zu werden. Denn:

„Kreativität ist die natürliche Ordnung des Lebens. Leben ist Energie: reine kreative Energie.“ – Julia Cameron (Der Weg des Künstlers, S. 26)

Mit anderen Worten: In dir steckt von Natur aus Kreativität. Eine eigene Künstleridentität. Wenn du Schwierigkeiten hast, sie zum Ausdruck zu bringen, bist du nicht allein – und es liegt nicht daran, dass du „nicht kreativ genug“ wärst. Oft haben wir im Laufe des Lebens nur den Zugang zu dieser inneren kreativen Energie verloren oder verschüttet. In diesem Beitrag schauen wir uns an, warum es vielen Künstler:innen so schwerfällt, ihre eigene Stimme zu finden, und wie du mit praxisnahen Übungen aus der Kreativitätsforschung und dem Coaching deine wahre künstlerische Stimme (wieder)entdecken kannst. Lass uns gemeinsam den inneren Künstler in dir stärken und deiner authentischen Kreativität Raum geben.

Warum es schwerfällt, die eigene Künstleridentität zu finden

Woran liegt es, dass so viele talentierte Menschen an ihrer eigenen Stimme zweifeln? Ein Grund ist oft der Vergleich mit anderen und der Druck von außen. Wir leben in einer Welt, die klare Vorstellungen davon hat, was „gute Kunst“ ist und wie ein „richtiger“ Lebensweg aussieht. Der Schritt, wirklich der eigenen Kreativität zu folgen, kann Angst machen – manch eine:r bezeichnet ihn sogar als „eine der beängstigendsten Entscheidungen, die man treffen kann“, vor allem wenn das eigene Umfeld kein Verständnis dafür zeigt (Warum du nicht auf den inneren Kritiker hören sollst).

Solche äußeren kritischen Stimmen können dazu führen, dass wir beginnen, uns selbst zu zensieren. Ehe die eigene Idee überhaupt Gestalt annimmt, meldet sich im Kopf schon die kritische Stimme: „Das ist nicht gut genug. Andere können das besser. Was sollen die Leute denken?“ Diese innere Kritikerstimme meint es paradoxerweise oft gut – sie will uns vor dem Scheitern oder peinlichen Momenten schützen –, blockiert dabei aber unsere kreative Entfaltung. Die Angst, nicht zu genügen oder etwas „Falsches“ zu machen, bauscht sich auf und blockiert den Weg zur lockeren Kreativität.

Das künstlerische Identitätsgefühl

Ein weiterer Faktor ist ein verlorenes oder unsicheres Gefühl der eigenen Künstleridentität. Viele von uns haben irgendwann verlernt, der eigenen kreativen Intuition zu trauen. Vielleicht hast du in der Ausbildung gehört, deine Kunst solle bestimmte Standards erfüllen, oder du hast frühe Kritik erlebt, die dich verunsichert hat. Mit der Zeit entfremden wir uns von unserem freien, spielerischen „inneren Künstler“. Die amerikanische Kreativitätsmentorin Julia Cameron schreibt, dass die Wiedergewinnung der eigenen kreativen Stimme eng damit verknüpft ist, unser Künstler-Ich zu heilen: „Die Wiederherstellung eines Identitätsgefühls beinhaltet die Heilung des inneren Künstlers und die Rückgewinnung des Raums, um frei zu schaffen.“ (S. 51) – Erst wenn wir uns selbst wieder als Künstler-Persönlichkeit wahrnehmen und uns inneren Freiraum erlauben, kann unsere authentische Stimme erklingen.

Schauen wir uns kurz an, was die Wissenschaft dazu sagt. Interessanterweise bestätigen Hirnforscher, was viele Kreative aus Erfahrung wissen: Beim schöpferischen Tun schalten wir den Selbstzweifel tatsächlich ein Stück weit aus. In einer aktuellen Harvard-Studie wurde festgestellt, dass während kreativer Tätigkeit jene Hirnareale, die für Selbstüberwachung und Selbstkritik zuständig sind, weniger aktiv sind (Gehirn-Studie: Warum Kreativität gegen das Zweifeln hilft – DER SPIEGEL).

Oder einfacher ausgedrückt: „Um kreativ zu sein, müssen wir vielleicht unseren inneren Kritiker ausschalten“. Kreativität braucht also einen Zustand, in dem wir uns selbst frei ausdrücken dürfen, ohne sofort zu urteilen. Das erklärt, warum es so wichtig ist, einen sicheren mentalen Raum zu haben, in dem Fehler machen erlaubt ist – denn nur so wagen wir neue Wege und finden letztlich zu unserer eigenen Stimme.

Drei Übungen zur kreativen Selbstvergewisserung

Wie kannst du nun ganz konkret deine wahre künstlerische Stimme stärken? Neben Gesprächen im Coaching – wo es genau darum geht, durch Reflexion und kreative Praxis diese Stimme bewusst zu machen – gibt es auch praktische Übungen, die du sofort selbst ausprobieren kannst. Entscheidend ist, dass sie niederschwellig sind, also keinen großen Aufwand oder Mut erfordern, und zugleich wirkungsvoll genug, um deinen inneren Künstler zu wecken. Hier sind drei erprobte Methoden, mit denen du spielerisch zu mehr kreativer Selbstvergewisserung findest:

1. Morgenseiten schreiben:

Diese Technik stammt aus Julia Camerons Buch Der Weg des Künstlers und hat schon unzähligen Kreativen geholfen. Du nimmst dir dabei jeden Morgen unmittelbar nach dem Aufwachen Stift und Papier und schreibst spontan drei Seiten voll – wirklich alles, was dir durch den Kopf geht, ohne Pause und ohne Zensur. Die Morgenseiten funktionieren wie ein Ventil für den Gedankenstrom: Grübeleien, Sorgen, wirre Ideen – alles kommt ungefiltert aufs Papier. Dadurch befreist du deinen Kopf von dem Lärm, der deine echte innere Stimme übertönt.

„Die Morgenseiten sind ein primäres Werkzeug der kreativen Genesung. Sie ermöglichen es uns, unsere Gedanken zu finden und zu klären, was zu einer stärkeren kreativen Stimme führt.“ (S. 86) erklärt Cameron.

Anfangs erscheinen die eigenen Notizen vielleicht banal oder chaotisch, doch mit der Zeit spürst du, wie du beim täglichen Schreiben immer ehrlicher und klarer gegenüber dir selbst wirst. Deine schriftlichen Gedanken entwickeln sich zu einer direkten Leitung zu deiner Innenwelt – und genau dort wartet deine authentische künstlerische Stimme.

2. Innerer Dialog mit deinem Künstler-Ich:

Viele von uns haben einen strengen inneren Kritiker im Kopf, der jeden kreativen Funken sofort kommentiert. Eine kraftvolle Übung ist es, diesen Kritiker durch einen bewussten inneren Dialog zu entmachten – und stattdessen deinem inneren Künstler das Wort zu geben. Nimm dir ein Journal oder ein Blatt Papier und schreibe zunächst auf, was deine kritische Stimme sagt. Zum Beispiel: „Das wird doch nie gut genug sein“ oder „Du bist keine echte Künstlerin“.

Lass all diese Zweifel schwarz auf weiß erscheinen. Dann wechsle innerlich die Perspektive: Antworte auf jeden dieser Sätze aus der Sicht eines wohlwollenden, mutigen Teils von dir – dem Teil, der an deine Kreativität glaubt (manche nennen ihn den inneren Coach oder inneren Cheerleader). Schreib zum Beispiel zurück: „Vielleicht ist es neu und ungewohnt, und genau deshalb probiere ich es aus.“ oder „Auch wenn noch nicht alles perfekt ist, darf es Spaß machen und ich darf lernen.“

Dieser schriftliche Dialog hilft dir, die überkritische Stimme zu relativieren und deine ermutigende innere Stimme zu stärken. Indem du beide Anteile zu Wort kommen lässt, schaffst du Distanz zu den Selbstzweifeln und förderst ein Gefühl von Sicherheit und Selbstakzeptanz während des Kreativprozesses. Oft wirst du feststellen, dass dein Künstler-Ich eigentlich sehr wohl weiß, was es will – es braucht nur mehr Gehör als der nörgelnde Kritiker. Mit der Zeit wird dir dieser freundliche innere Dialog immer leichter fallen, und du wirst ihn vielleicht gar nicht mehr ausführlich aufschreiben müssen, weil die ermutigende innere Stimme in dir lauter geworden ist.

3. Kreativ-Räume schaffen:

Deine künstlerische Stimme braucht Raum – im übertragenen und wörtlichen Sinn. Überlege einmal: Hast du einen physischen Ort, an dem du dich absolut wohl und frei fühlst, kreativ zu sein? Falls nicht, richte dir eine kleine Kreativ-Ecke ein, die nur dir und deinem Schaffen gehört. Das kann ein Schreibtisch am Fenster mit deinen Malutensilien sein, ein gemütliches Notizbuch im Regal, ein Musikzimmer oder auch einfach ein Tisch, den du jeden Abend freiräumst, um dort zu zeichnen. Wichtig ist, dass dieser Ort (so klein er sein mag) sicher und inspirierend für dich ist – dein persönliches Atelier, in dem es kein Richtig oder Falsch gibt.

Ergänzend dazu geht es auch um zeitlichen Raum: Schaffe dir geschützte Zeitfenster, in denen du ungestört experimentieren kannst. Zum Beispiel könntest du dir jeden Sonntagvormittag zwei Stunden als „Kreativ-Zeit“ blocken, in der du spielerisch an Projekten arbeitest, ohne Zielvorgabe.

In solchen geschützten Räumen – örtlich und zeitlich – erlaubst du es dir, wieder wie ein Kind zu spielen: zu kritzeln, Töne auszuprobieren, Entwürfe zu machen, zu verwerfen, neue Ansätze zu finden. Hier darfst du fließen, ohne Leistungsdruck. Du wirst sehen: Wenn du regelmäßig in deinen kreativen Raum eintrittst, wirst du zunehmend zu Hause in deiner eigenen Kreativität. Die Ideen und Vorlieben, die da auftauchen, sind deine – nicht die Erwartungen von außen. So kultivierst du Schritt für Schritt den Boden, auf dem deine einzigartige künstlerische Stimme gedeihen kann.

Künstlerinnenidentität neu entdecken. Infografik. Deine kreative Stimme ist da - du musst ihr nur zuhören. Julia Petutschnig

Fazit: Deine künstlerische Stimme stärken und sichtbar machen

Zum Abschluss eine ermutigende Erkenntnis: Deine kreative Stimme war immer schon in dir angelegt. Selbst wenn sie lange leise oder verborgen war, kannst du sie jederzeit wiederfinden und zum Klingen bringen. Wichtig ist, dir selbst die Erlaubnis zu geben, ungefiltert kreativ zu sein.

„Kreativität gedeiht in einer Atmosphäre der Sicherheit und Selbstakzeptanz. Wenn wir unseren inneren Künstler pflegen, schaffen wir einen fruchtbaren Boden für authentischen Ausdruck.“ (Julia Cameron, Der Weg des Künstlers, S. 127)

Sorge also gut für deinen inneren Künstler: Schaffe dir ein Umfeld – innerlich wie äußerlich – in dem Neugier und Fehler machen okay sind, und umgib dich mit Menschen, die deine kreative Entfaltung unterstützen. Jeder kleine Schritt zählt.

Gerade wenn du dich häufig fragst, ob deine Ideen gut genug sind, kann es hilfreich sein, die dahinterliegenden Mechanismen zu verstehen. In meinem Artikel „Versagensangst als Innovationsbremse“ zeige ich, wie tief die Angst vor dem Scheitern oft in unserer kreativen Identität verankert ist – und wie du lernen kannst, dich davon zu befreien.

Vielleicht fühlst du dich immer noch unsicher, doch genau hier setzt persönliche Weiterentwicklung an: im Tun trotz Unsicherheit. Geh behutsam vor und probiere eine der vorgestellten Übungen aus. Schreib morgen früh zum Beispiel deine ersten Morgenseiten und sieh, was passiert. Oder nimm dir am Wochenende eine Stunde Zeit in deiner neuen Kreativ-Ecke und male drauflos – nur für dich.

Denn letztlich hängt kreative Sichtbarkeit nicht nur von Technik oder Disziplin ab, sondern vor allem von innerer Verbindung. Wie du durch deine Persönlichkeit Resonanz erzeugst, erfährst du im Beitrag „Brand Personality entwickeln“ – dort spreche ich über authentisches Branding als Ausdruck deiner künstlerischen Essenz.

Mach den ersten kleinen Schritt, denn wissenschaftliche Studien und die Erfahrungen unzähliger Künstler:innen zeigen: Sobald du ins Handeln kommst, werden die Zweifel leiser und deine eigene Stimme wird lauter. Es geht nicht von heute auf morgen, aber mit jedem weiteren Bild, jedem geschriebenen Morgen, jedem spielerischen Versuch gewinnst du ein Stück mehr Vertrauen in dich selbst als Künstler:in.

Trau dich, deiner kreativen Stimme Raum zu geben – sie ist dein unverwechselbarer Beitrag, den nur du dieser Welt schenken kannst.

Wenn du merkst, dass du dir auf diesem Weg professionelle Begleitung wünschst, um deine kreative Stimme zu stärken und dich in deiner vollen Essenz sichtbar zu machen, dann lade ich dich herzlich ein:

Buche deinen kostenfreien Vision Call und erfahre, wie mein kunstpraktisches Coaching dich in deine persönliche und unternehmerische Klarheit führen kann.

Warum fällt es mir schwer, meine künstlerische Stimme zu finden?

Der häufigste Grund ist der Vergleich mit anderen und die Angst, Erwartungen nicht zu erfüllen. Wir lernen oft früh, unseren kreativen Ausdruck zu zensieren, weil wir an äußeren Standards oder kritischen Stimmen messen. Diese Selbstzensur blockiert die eigene authentische Kreativität.

Wie überwinde ich Selbstzweifel beim kreativen Arbeiten?

Studien zeigen, dass kreative Tätigkeiten Hirnareale beruhigen, die für Selbstkritik verantwortlich sind. Schaffe einen sicheren mentalen Raum, in dem Fehler erlaubt sind. Nur so kannst du neue Wege wagen und deiner inneren Stimme freien Lauf lassen.

Was sind Morgenseiten und wie helfen sie meiner Kreativität?

Morgenseiten, nach Julia Cameron, sind drei Seiten spontanes Schreiben direkt nach dem Aufwachen. Sie dienen dazu, den Kopf von Grübeleien zu befreien und eine direkte Verbindung zu deiner inneren Welt herzustellen, wodurch deine authentische künstlerische Stimme klarer wird.

Wie gehe ich mit meinem inneren Kritiker um?

Führe bewusst einen schriftlichen Dialog zwischen deinem inneren Kritiker und deinem wohlwollenden Künstler-Ich. Schreibe die Zweifel auf und beantworte sie ermutigend und konstruktiv. Diese Übung hilft dir, Selbstzweifel zu relativieren und deine kreative Selbstakzeptanz zu stärken.

Warum brauche ich einen speziellen Raum für meine Kreativität?

Deine künstlerische Stimme braucht geschützten Raum – physisch und zeitlich – zum freien Experimentieren. Ein persönlicher Kreativraum ohne Druck und Bewertung ermöglicht dir, deine authentische Kreativität spielerisch zu entfalten und deine einzigartige Stimme zu entdecken.

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert